Was ist das für eine schlimme Welt, in der wir leben

Wie können wir damit besser umgehen?

1. Die Tatsachen

Wir sind umgeben von Gewalt und Krieg, Flucht aus unmenschlicher Bedrohung und unsäglichem Leid, das durch Gewalt und Krieg hervorgerufen wird.

Auch bei uns in Deutschland und in Europa gibt es Aggression, Hass und Krieg.

Die Hasstiraden in den sozialen Medien werden immer zahlreicher und schlimmer.

Ein einziger Blick zum Beispiel in die Stuttgarter Zeitung von heute genügt:

Hier wird berichtet, was in der Stadt Stuttgart geschehen ist:

  • Aufgemotzte Autos posieren und halten auf der Straße, Fenster sind runter gekurbelt, Musik ist laut aufgedreht, der Verkehr wird ausgebremst.

 

  • Viele Personen werfen ihre Fast-Food-Behälter einfach auf die Straße, der Müll häuft sich.

 

  • Einige urinieren ungeniert an die Fassade eines Hauses.

 

  • Auf der Freitreppe des kleinen Schlossplatzes herrscht eine aufgeladene, aggressive Stimmung, es wird gegen leere Flaschen getreten, einige Flaschen werden zertrümmert.

 

Es wird berichtet, was in Heidelberg geschah:

  • Amoklauf, Schüsse im Hörsaal mit mehreren Verletzten und einer Toten.

 

Und es wird berichtet, was in Kiew bzw. in Moskau geschieht:

  • Die Eskalationsspirale der Bedrohung dreht sich weiter.

 

So viel Hass, so viele Aggressionen und Unordnung sind auf dieser Erde! Wie sollen wir damit umgehen

 

2. Reagieren wir mit Wut und Zorn auf das Fehlverhalten

   und wollen mehr Kontrolle und drakonischere Strafen?

Wird diese Unordnung immer mehr? Versinken wir im Chaos? Brauchen wir jetzt einen „Eisernen Besen“ zumindest für die Fälle, auf die wir Einfluss haben, mit viel mehr Kontrollen, mehr Überwachung und drakonischeren Strafen, damit wieder mehr Ordnung zurückkehrt?

Ja, das ist eine Sichtweise, die verständlich ist, vor allem dann, wenn man befürchtet, in diesem Chaos selbst unterzugehen!

Löst das beobachtete unsoziale Verhalten in uns selbst einen Zorn auf diese Menschen aus? Oder ärgern wir uns nur über diese Taten? Wenn das, was wir da beobachten oder sogar selbst erleben in uns selbst eine Wut und einen Ärger auslöst, ist das ja auch sehr verständlich und wohl auch normal im Sinne von alltäglich weit verbreitet. Aber gibt es dazu eine Alternative?

 

3. Gibt es ein alternatives Verhalten

zu mehr Überwachung und strengeren Strafen?

Wenn wir jedoch mit Ärger und Wut auf das unsoziale Fehlverhalten reagieren, dann haben wir ja dieselben Emotionen, die bei diesen hasserfüllten Personen zu diesem unsozialen Verhalten geführt haben:

Nämlich einen Ärger und eine Wut auf andere Menschen!

Vielleicht sagen wir jetzt: „Das ist doch etwas anderes, mein Ärger und meine Wut sind doch wirklich begründet!“

Aber woher wissen wir, ob der Ärger und die Wut, welche diese Personen durch ihr Fehlverhalten zum Ausdruck bringen, nicht auch begründet sind?

Vielleicht haben sie selbst so viel Ungerechtigkeit und Gewalt erlebt, dass sie oft unbewusst glauben, dass ihr Fehlverhalten berechtigt sei. Sicherlich ist ihnen überhaupt nicht bewusst, dass sie mit diesem Verhalten auch sich selbst schaden, und dass das Ausagieren von Wut und Zorn eigentlich keinerlei Entlastung für sie bringt.

Jedoch ist mehr Verständnis für das Fehlverhalten dieser Personen der richtige Weg?

Nehmen nicht Gewalt und Chaos auf dieser Erde nicht immer mehr zu, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten?

Jetzt sage ich etwas, was für viele wohl eine große Zumutung, zumindest eine große Herausforderung ist:

Es gibt alternative Möglichkeiten, wie wir persönlich ohne Ärger- und Wutgefühle mit diesen Hass- und Chaosausbrüchen umgehen können.

Zuerst mal gebe ich Folgendes zu bedenken:

Könnte es auch sein, dass jetzt immer mehr das lange Zeit Unterdrückte und das so lang schon Schwelende in uns Menschen einfach immer schonungsloser an die Oberfläche kommt und dadurch sichtbarer wird?

Könnte es sein, dass dieser Hass und dieses Chaos schon lange in so vielen Menschenherzen sich breitgemacht hat und dass diese Menschen jetzt ihre innere Unordnung immer mehr auch im Außen zum Ausdruck bringen?

Ist eine erneute Unterdrückung dieser Tendenzen durch immer mehr Kontrolle, Überwachung und immer drakonischere Strafen wirklich eine Lösung?

Aber wie sollen wir, die wir unter diesen Hassausbrüchen und unter der Unordnung leiden, anders damit umgehen?

Welche Möglichkeiten wir wählen können, hängt auch davon ab, was diese im Alltag vorkommenden Hass- und Chaosausbrüche in uns selbst auslösen.

Wie können wir Menschen, die das Fehlverhalten beobachten oder sogar selbst betroffen sind, überhaupt anders reagieren als mit Wut und Ärger?  Können wir trotz dieser unsozialen und schädigenden Verhaltensweisen gelassen bleiben? Wenn wir wirklich gelassen bleiben können, dann ist es für uns leicht, den Schritt zu vollziehen, uns innerlich von diesem Problem zu lösen.

Vielleicht hilft es mir dabei, wenn ich Folgendes erkennen kann:

Mir geht es gar nicht gut, wenn ich eine Wut auf jemanden habe. Das kann ich wirklich fühlen! Das ist so, ganz gleichgültig, ob diese Wut nun begründet ist oder nicht!
Und diesen Menschen mit ihrem schädigenden Verhalten geht es in ihrem Innersten wahrscheinlich genauso, aber das ist ihnen sicherlich nicht bewusst! Sie haben eine Wut und agieren sie durch ihr Fehlverhalten aus! Aber sie kriegen dadurch ihre Wut ja nicht los! Sie agieren auf diese Weise ja vergeblich!

Ich fasse zusammen:

Ich habe eine begründete Wut und es geht mir dadurch gar nicht gut. Und:

Diese Personen mit ihren unsozialen Verhaltensweisen haben auch eine mehr oder weniger begründete Wut, und es ist anzunehmen, dass es ihnen damit auch nicht gut geht. Jedoch wird dies den wenigsten bewusst werden.

Wenn ich jetzt ein bisschen Mitgefühl zuerst mal mit mir selbst entwickle und dann auch mein Mitgefühl auf diese Menschen erweitere, die sich fehlverhalten, dann kann ich vielleicht meinen Groll, meine aufgespeicherte Wut auf diese Menschen einfach loslassen!

Wenn ich genau hin spüre, dann liegt der Unterschied zwischen mir und den sich unsozial verhaltenden Personen vor allem in dem Grad der Bewusstheit.

Das möchte ich wie folgt näher begründen:

 

4. Der Unterschied liegt hauptsächlich

im Grad der Bewusstheit

Wenn es mir gelingt, meine Wut auf die Personen loszulassen, die das beschriebene Fehlverhalten zeigen, dann könnte ich vielleicht auch in einem zweiten Schritt Folgendes zu mir sagen:

„Diese Personen, die Chaos erzeugen und andere Menschen schädigen, leiden unter einer dauernd schwelenden Wut und Frust, welche in ihrem Leben sicherlich durch anderes menschliches Fehlverhalten ausgelöst worden ist. Das ist aber in dem Moment, in dem sie ihre Wut ausagieren, wohl den wenigsten bewusst. Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach sehr unbewusst! Weil Wut und Frust so unbewusst bleiben, sind sie auch nicht in der Lage, ihre Wut einfach nur loszulassen.

Der hauptsächliche Unterschied zwischen mir und diesen Menschen ist wohl die Bewusstheit. Ich hatte durch deren Verhalten ausgelöst auch eine Wut, ich habe sie mir jedoch bewusst gemacht und konnte sie daher loslassen, um mich von ihr zu befreien. Der hauptsächliche Unterschied zwischen mir und diesen Personen liegt also nicht in der Wertigkeit der Personen, sondern lediglich im Grad ihrer Bewusstheit!“

So könnte es sein, dass mein Gefühl diesen Menschen gegenüber sich wandelt von einer verurteilenden Wut in ein Mitgefühl. Vielleicht kann ich jetzt erkennen, dass diese Personen durch ihre Unbewusstheit weiterhin unter ihrer Wut leiden werden. Sie leider eben auch dann, wenn sie diese Wut durch ihr Fehlverhalten ausagieren.

 

5. Schlussbetrachtung

Zugegeben, es ist gar nicht so einfach, aufzuhören, bestimmte Menschen wegen ihres Fehlverhaltens zu verurteilen und dagegen festzustellen, dass ich und sie gleich wert sind und dass wir uns hauptsächlich dadurch unterscheiden, dass sie lediglich im Augenblick über einen unterschiedlichen Grad an Bewusstheit verfügen. Vielleicht kann diese Bewusstheit ja auch über bestimmte Konsequenzen erweitert werden, welche auf ihr Fehlverhalten folgen? Das wäre ja mehr als erfreulich. Leider wird das jedoch häufig nicht der Fall sein!

Was auch immer hier der Fall sein wird, eines ist jedoch für mich selbst sicher: Wenn ich aufhöre, mich selbst über diese Personen zu ärgern, dann gehe ich nicht mit hinein in die wenig bewusste Negativität dieser Personen und es geht mir selbst auf jeden Fall besser! Das ist ja ganz besonders auch dann sinnvoll in all jenen Fällen, in denen ich keinerlei Einfluss auf das unsoziale Verhalten nehmen kann.

Nebenbei bemerkt:

Übrigens ist unsere Sprache hier mal wieder sehr erkenntnisreich: Wieso sollte ich mich selbst ärgern? Das tut mir doch nicht gut! Was mir gar nicht gut tut, das sollte ich auch nicht machen, wenn ich die Wahl dazu habe. Und diese Wahl habe ich immer, wenn ich mir das bewusst mache. So einfach ist wenigstens dieser Sachverhalt!

Natürlich würde mich auch sehr interessieren, welche Antworten du auf diese Fragen selbst findest. Wenn du magst, dann stelle doch auch deine Sicht in den Kommentarspalten dar! Danke.

 

 

 

 

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