Das schöne Leben

Das schöne Leben

 

Das schöne Leben

Wer wünscht sich das nicht? Ein schönes Leben.

Jedoch, wenn du dich umschaust, wo ist denn das schöne Leben? Um mich herum ist doch so viel Leid, meinen Nachbarn geht es schlecht, meinen Freunden, meinen Gefährten. Das Leben ist nicht leicht, sondern schwer und es mehren sich auch die Be-schwer-den bei meinen Mitmenschen und immer mal wieder auch bei mir selbst. Meistens sind nicht die Liebe und die Freude am Leben die Themen bei meinen Bekannten und Mitmenschen, sondern eher Krankheit, Dramen und Sorgen im Alltag!

Was verhindert denn das schöne Leben!

Ist es einfach die missliche Situation im Außen? Sind daran die anderen schuld, also z. B. die Eltern, die Freunde, der Lebensgefährte, die Nachbarn, der Chef oder die Arbeitskollegen oder gar die ganze Gesellschaft? Ist es die widrige Situation, in der ich stecke?

Ein Beispiel in meinem eigenen Leben:

Vor drei Tagen hatte ich Geburtstag. Ich hatte es mir so schön ausgemalt und geplant: Eine Wanderung mit meiner Frau im schönen Wieslauftal auf dem Remstalhöhenweg von Haubersbronn nach Plüdershausen und Rückfahrt mit der Eisenbahn. Dazu versprach der Wetterbericht die schönste Sonne.

 Aber denkste! Zwei Tage vor meinem Geburtstag bekam ich einen ganz üblen Hexenschuss, der so schlimm war, dass mir jede Bewegung zur Qual wurde. Außerdem bekam meine Frau einen Tag vor meinem Geburtstag Fieber. Daher lagen wir an meinem Geburtstag beide im Bett.

Und trotzdem, wenn ich jetzt zurückdenke, war das einer der schönsten Geburtstage in meinem Leben. Die Sonne, die im Februar ja noch ziemlich schräg steht, schien in mein Bett hinein. Und sie schien auch auf das Geburtstagsgeschenk meiner Frau, einen riesigen Strauß voller farbiger Tulpen, die auf einem Schemel vor meinem Bett standen und in der Sonne leuchteten. Jetzt hatte ich etwas ganz Seltenes, etwas in unserer Zeit fast Abhandengekommenes: nämlich Zeit und Muse all die wunderbaren Glückwünsche und Geschenke anzuschauen und mich daran zu freuen. Dann brachte mir meine Frau einen doppelten Espresso und eine Stück Torte ans Bett. Da war plötzlich ein Glücksempfinden in mir: So ein schöner Geburtstag! So ein schönes Leben!

Also, was braucht es, dass das Leben als schön empfunden wird? Geschenke? Einen Espresso? Ein Stück Torte?

Ich glaube nicht, dass das für mein Glücksempfinden wichtig gewesen war.

Wichtig war die totale Annahme dieser Situation.

Eine Situation, die ja völlig anders war, als ich aufgrund meiner Planungen erwartet hatte.

Also das ist der erste Punkt:

Das Leben ist total schön, wenn ich das Leben, wie es jetzt gerade ist, total annehmen kann.

Aber hätte ich es auch so annehmen können und als schön empfinden können, wenn es keine Geschenke, keine Tulpen, keinen Espresso, keine Torte und keinen Sonnenschein in meinem Bett gegeben hätte?

Zumindest hat die Freude am Leben und die bereits entwickelte Lebenskunst mir ermöglicht, diesen Geburtstag auf diese Weise zu genießen.

Was ist diese Lebenskunst?

Anders gedreht: Wie stelle ich es an, dass das Leben im Gegenteil so schwer empfunden wird?

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