Reise nach Trier: VERGANGENHEIT und GEGENWART; CHRISTENTUM und MARXISMUS

Reise nach Trier: VERGANGENHEIT und GEGENWART; CHRISTENTUM und MARXISMUS

Wer eine Reise macht, hat was zu berichten!

Fünf Tage waren wir mit einer evangelischen Gemeinde mit einigen alten Freunden in Trier und Umgebung.

In Trier und Umgebung  sind wir vor allem tief eingetaucht in die prachtvollen und bewundernswerten historischen Kulturgüter der Römer und in die nicht weniger prächtigen Kulturgüter der frühchristlichen katholischen Kirche.

Außerdem sind wir im Trierer Geburtshaus von Karl Marx der Geschichte des Marxismus begegnet.

Insgesamt eine intensive Begegnung mit unserer Vergangenheit!

Gibt es die Vergangenheit überhaupt, denn die Vergangenheit ist ja offensichtlich vergangen?

Ja, sie gibt es, sie hat deutlich sichtbare und erlebbare Spuren hinterlassen – in unserer Umwelt und wohl auch in uns selbst, erlebbar in den Freuden oder Beschwerden unserer eigenen Körper.

Jedoch wahrnehmen können wir beides nur in der Gegenwart, sowohl die Spuren der vergangenen Kulturen als auch die Spuren im Körper, die unsere eigene persönliche Vergangenheit im jetzigen Leben, aber auch in anderen Inkarnationen hinterlassen haben.

Allerdings ist die Gegenwart, das „Jetzt“ in jedem Augenblick das, was wirklich existiert, es existiert mit allem, was ist, also mit allem, was in unserer Umgebung ist, aber auch mit allem, was in uns selbst ist. Wenn wir glauben, wir könnten in die Vergangenheit gehen, begegnen wir ihr nur mit unserem Verstand, also mit unseren Gedanken und visuellen Bildern. Die Wirklichkeit ist immer jetzt gerade, erlebbar in diesem jetzigen Augenblick. In diesem Augenblick des „Jetzt“ können wir dann auch unsere Gedanken und visuellen Bilder in uns wahrnehmen. Ich glaube, es ist gerade dann wichtig, uns das bewusst zu machen, wenn wir uns so intensiv mit den Spuren unserer Vergangenheit beschäftigen.

Die Auseinandersetzung am Geburtsort von Karl Marx mit seiner weltbewegenden Weltanschauung, die wir „Marxismus“ nennen, erlebte ich durchaus als Gegensatz zur römischen und christlichen Kultur. Ich erfuhr dort, dass Karl Marx unter anderem auch Hegel studierte. Hegel beschrieb die kulturelle Entwicklung durch den Prozess, wie in der Polarität dieser Erde aus dem Gegebenen, dem „Satz“ ein „Gegensatz“ sich entwickelt und wie aus der Auseinandersetzung zwischen „Satz“ und „Gegensatz“ eine „Synthese“, also etwas Neues entsteht. Für Hegel war dies eine festliegende Gesetzmäßigkeit.

Karl Marx dagegen glaubte im Hinblick auf das damals vorhandene materielle Massenelend – unter dem er selbst auch immer wieder zu leiden hatte –, dass eine Revolution ganz von unten durch eine „Diktatur des Proletariats“ die Verhältnisse radikal und endgültig in eine klassenlose Gesellschaft verändern könnte.

Wir sehen:

Einerseits hat die Weltanschauung des „Marxismus“ die Welt verändert!

Andererseits führte die „Diktatur des Proletariats“ ohne Ausnahme zur absoluten Herrschaft der kommunistischen Parteien, die – meist von Diktatoren angeführt- mit unbegrenzter Machtfülle ausgestattet, eine klassenlose Gesellschaft durchsetzen wollten. In Wirklichkeit hatten sie jedoch oft mit sehr gewaltsamen und leidvollen Mitteln nur ihre eigene Macht gesichert und vermehrt.

Fazit:

Das Ziel von Karl Marx, eine klassenlose Gesellschaft mit einer „Diktatur des Proletariats“ zu erreichen, ist gescheitert.

Das Paradies, in dem wir Menschen friedlich all den Reichtum miteinander teilen, den uns die Mutter Erde ermöglicht, kann offensichtlich nicht mit Diktatur und Gewalt erreicht werden.

Aber weil auch bei uns in unserer demokratischen Gesellschaft die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander geht, ist es angebracht, darüber nachzudenken, wie wir den Zielen des Karl Marx eventuell auf andere Weise näherkommen könnten.

Vielleicht können wir festhalten:

  • Eine positive gesellschaftliche Veränderung geht nicht mit Gewalt, die besten und idealsten Ziele rechtfertigen in keinem Fall die gewaltsamen und leidvollen Mittel!

 

  • Wir leben trotz demokratischer Ordnung in einer Gesellschaft, die sich offensichtlich zum Ziele gesetzt hat, durch ein stetiges und möglichst großes Wirtschaftswachstum sich weiter zu entwickeln. In dieser sehr materiell geprägten Gesellschaft mit ihren Konkurrenzstrukturen geht oft der Zusammenhalt verloren, also das Gefühl, dass wir Menschen eigentlich alle zusammengehören.

 

Da ich überzeugt bin, dass jede Gesellschaft das Bewusstsein ihrer Bürger widerspiegelt, glaube ich, dass es an der Zeit ist, dasjenige, was uns z. B. Jesus Christus vor mehr als 2000 Jahren vorgelebt hat, jetzt mehr in unsere Herzen aufzunehmen und zu leben.

Mit Sicherheit können wir sagen:

Jesus Christus war kein Materialist, außerdem setzte er sich über alle Klassenschranken hinweg und war ein bedingungsloser und überzeugter Pionier des gewaltfreien Daseins.

Leider sind wir in den zwei Jahrtausenden in unserer Gesellschaft von dieser Art, das Christentum zu leben, sehr weit abgerückt. Es wäre zu wünschen, dass es gelänge – vielleicht Schritt für Schritt – uns diesem von Jesus Christus vorgelebten Weg wieder etwas anzunähern!

Vielleicht werden wir diese Ziele einer klassenlosen Gesellschaft näherkommen, wenn wir als Individuen spüren, dass wir alle ganz unterschiedliche, aber einzigartige Fähigkeiten und Potenziale haben und dennoch wie in einer große Menschenfamilie alle zusammengehören. Dann können wir den Mut haben – auch gegen äußere Widerstände – das zu entwickeln, was jeweils unser Eigenes ist. Dann können wir auch erleben, dass wir mit unserer „Arbeit“ nicht alleine sind, sondern zusammen mit anderen Menschen gemeinsame Anliegen verwirklichen.