Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen, eine Geschichte aus dem Neuen Testament, die ich irgendwann mal im Reli-Unterricht oder auch in der Kirche gehört habe und die mich jetzt noch im Alter so sehr berührt und beschäftigt hat. Diese Geschichte ist ein Gleichnis, das in mir ganz tiefe Heilungs- und Veränderungsprozesse bewirkt hat. Es ist die „Geschichte vom verlorenen Sohn“!

Höre oder schaue sie dir an und fühle, ob sie nicht auch dein Leben ein Stück weit zum Positiven verändern vermag.

Ich erzähle sie euch jedoch nicht genau so, wie sie im Neuen Testament geschrieben steht, sondern auf eine Weise, wie sie mich jetzt im Alter heilsam berührt hat.

Es ist die Geschichte eines scheinbar „verlorenen“ Kindes. In dieser Geschichte wird erzählt, wie ein Kind quasi „verloren“ ging und auf welche wunderbare Weise es wieder in die Familie zurückfand! Da diese Geschichte in der patriarchalen Zeit des Alten Testaments nur vom Vater und vom Sohn berichtet, erzähle ich diese Geschichte jetzt zum Ausgleich als eine Geschichte von Vater UND Mutter und von ihrer „verlorenen“ Tochter und deren tugendsamen Schwester. Ich erzähle also von einer Familie mit Vater, Mutter und zwei Töchtern:

„Als eine der beiden Töchter ein tiefes Bedürfnis spürte, die Sicherheit und Geborgenheit ihrer vertrauten Familie zu verlassen, um in der Fremde neue und vielfältige Erfahrungen machen zu können, brach sie auf zu einer Reise in die Fremde. Dort konnte sie Erfahrungen mit der LIEBE, aber eben auch heftige  Erfahrungen mit dem Gegenteil der LIEBE machen. Die Erfahrungen mit der LIEBE waren für sie erfüllend, die Erfahrungen mit dem Gegenteil der LIEBE waren für sie oft schmerzlich und manchmal auch schockierend.

Mit diesen reichen Erfahrungen, die sie tief verändert und geprägt hatten, wollte sie wieder nach Hause zurückkehren! Sie spürte, dass ihre Erfahrungen mit der LIEBE sie hat auch erblühen lassen, aber aufgrund der Erfahrungen mit dem Gegenteil der LIEBE fühlte sie sich elend und hatte tief in sich das Gefühl von Schuld und Scham. So empfand sie sich mit all diesen Schatten-Erfahrungen, so wie sie jetzt war, nicht mehr als gut und liebenswert.

Mit diesem Gefühl im Herzen kehrte sie also nach Hause zurück.

Jetzt war sie gespannt, wie sie wohl von Vater und Mutter und auch von ihrer Schwester empfangen werden würde. Sie befürchtete, dass sie mit ihrer Schwester, die ja brav und ohne Tadel in der Geborgenheit der Eltern geblieben war, verglichen werden würde und dass ihre Eltern ihr Vorwürfe machen würden oder sie sogar bestrafen würde, wegen all dem Schlimmen, was sie erlebt und was sie auch anderen angetan hatte.

Aber als sie ihr Zuhause betrat, erlebte sie ein Wunder:

Die Mutter und der Vater öffneten ihre Arme und empfingen sie mit derselben unveränderten LIEBE, welche sie damals, als sie die Heimat verließ, von ihren Eltern gewohnt war. Daher hörte sie keinerlei Vorwürfe und auch kein Vergleichen mit der brav zu Hause gebliebenen Schwester. Es wurde ihr nur einfach ohne Wenn und Aber eine beglückende bedingungslose Mutter- und Vater-LIEBE entgegengebracht.

Die bedingungslose LIEBE der Mutter war auch voller Mitgefühl für alles, was die Tochter in der Fremde erlebt hatte und die bedingungslose Liebe des Vaters war voller Anerkennung für diesen vielfältigen Erfahrungsschatz seiner Tochter. Er sagte ihr anerkennend, dass diese Erfahrungen wertvoll seien und sie auf vielfältige Art geprägt und sie hätten reifen lassen!

Als ihre brave Schwester dies beobachtete, war sie erstaunt und fragte ihre Eltern, warum sie ihre Schwester auf diese Weise empfangen würden. Sie hatte nämlich erwartet, dass sie selbst wegen ihres tadellosen Verhaltens besonders geliebt würde.

Die Antwort von Vater und Mutter war:

Wir lieben dich genauso wie deine Schwester, weil weder die LIEBE des Vaters, noch die LIEBE der Mutter für ihre Kinder von irgendwelchen Bedingungen abhängig ist!

Als die zuvor sich verloren gefühlte Tochter diese unerwartete, bedingungslose LIEBE wahrnahm, geschah das zweite Wunder:

Sie konnte jetzt ihre Scham- und Schuld-Gefühle loslassen und wieder fühlen, dass sie geliebt war und außerdem anerkennen, dass sie aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen in der Fremde auch gereift und gewachsen war.“

 

Soweit diese Geschichte.

Aber weshalb ist diese Geschichte so heilsam?

Sie ist eines der wunderbaren Gleichnisse von Jesus, das im Lukas-Evangelium überliefert wurde.

Sicherlich hast du selbst schon entdeckt, welche Inhalte in diesem Gleichnis für deine eigene Seelengeschichte stehen:

  • Mutter und Vater mit ihrer bedingungslosen LIEBE stehen für GOTT.
  • Die bedingungslosen LIEBE ist die LIEBE GOTTES.
  • Die Reise in die Fremde ist deine Seelenreise, eine Reise durch alle Erfahrungen in deinem jetzigen Leben und auch durch alle Erfahrungen in den zahllosen Inkarnationen, die du durchlebt hast.
  • Die Erfahrungen mit LIEBE und dem Gegenteil der LIEBE sind die Erfahrungen, welche du in diesem Leben und auch in allen anderen Inkarnationen auf der Erde in der Polarität von Gut und Böse gemacht hast.
  • Das, was die Heilungs- und Veränderungsprozesse in dir bewirkt, ist die Annahme der GÖTTLICHEN LIEBE, die immer und ohne Ausnahme auch die VERGEBUNG mit einbezieht.

Wenn ich zusammenfasse:

Diese Geschichte zeigt,

  • dass wir mit all unseren Erfahrungen in der Polarität von Gut und Böse angenommen sind,
  • dass wir so, wie wir sind – auch mit allen unseren Schattenseiten – bedingungslos geliebt sind,
  • und dass wir alle unsere Schuld- und Schamgefühle loslassen dürfen und ohne Ausnahme die VERGEBUNG annehmen dürfen. (Sicherlich ist es dabei auch gut, alle Seelen, denen wir etwas Schlimmes angetan haben, um VERGEBUNG zu bitten.)

 

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