Schon wieder war ich in eine Situation verwickelt, bei der die alten, von mir gelernten Verhaltensmuster zu keiner guten Lösung geführt haben.

Was war da los?

Das war eine Situation, in der ich etwas wahrgenommen hatte, das in mir eine EMOTIONALE BELASTUNG ausgelöst hatte.

Solche Situationen gibt es häufig im Alltag und bei vielen Menschen.

Der Auslöser dieser emotionalen Belastung kann eine einfache Bemerkung sein oder auch ein äußerer Reiz, der uns in unserem Unterbewusstsein an etwas erinnert, was wir in der Vergangenheit nicht bewältigen konnten.

Dieser Reiz aktiviert in unserem Unterbewusstsein eine EMOTIONALE LADUNG, die uns meistens als unannehmbar erscheint. Wenn diese LADUNG uns bewusst wird, fordert sie uns eigentlich auf, die in der Vergangenheit belastende Situation in der Gegenwart jetzt endlich zu bewältigen. Wenn uns das jedoch nicht gelingt, wird das Leben uns die unbewältigte Situation so lange immer wieder präsentieren, bis wir doch noch in der Lage sind, diese EMOTIONALE LADUNG aufzulösen.

Im Falle dieser uns emotional belastenden Situationen sagen wir auch:

„Wir werden getriggert!“

Wie kann diese EMOTIONALE LADUNG aussehen?

Die Situationen, in der wir getriggert werden, erinnert uns an in unserem Unterbewusstsein vergrabene Erlebnisse, in denen wir mit Gefühlen konfrontiert wurden, welche für uns so schlimm und unannehmbar waren, dass wir sie verdrängt hatten. Die unzähligen dabei auftretenden Gefühlsvarianten können wir auf die folgenden sechs grundlegenden Gefühls-Kategorien reduzieren:

  • Angst
  • Wut
  • Trauer
  • Scham
  • Schuld
  • Schmerz

Dazu kommen noch traumatisierende Situationen, in der wir alle möglichen Gefühle in einer Schockstarre abgeblockt haben. Diese Schockstarre kann aufgetreten sein in Situationen, in denen wir selbst Traumatisierendes als Opfer erlitten hatten oder aber auch in Situationen, in denen wir selbst mit traumatisierendem Verhalten andere Seelen verletzt hatten.

Daher können wir noch zwei weitere Kategorien hinzufügen:

  • Schock in der Rolle eines Opfers
  • Schock in der Rolle eines Täters

Das heißt:

Was uns im Alltag triggert, erinnert uns also an unbewältigte Situationen in der Vergangenheit, in denen wir unerträgliche Gefühle, wie z. B. Angst, Wut, Trauer, Scham, Schuld und Schmerz verdrängt haben oder an traumatisierende Situationen, in denen wir alle Gefühle in einer Schockstarre in der Rolle eines Opfers oder in der Rolle eines Täters abgeblockt haben.

Leider sind uns meistens diese verdrängten Gefühle in den Situationen des Alltags, in denen wir getriggert werden, nicht bewusst. Was wir vielleicht bewusst wahrnehmen können, ist lediglich eine in der Situation ausgelöste wenig differenzierte EMOTIONALE BELASUNG.

Wie gehen wir mit dieser EMOTIONALEN BELASTUNG normalerweise im Alltag um?

Die üblichen Verhaltensweisen sind:

  1. Flucht
  2. Angriff
  3. Totstellen

Zu 1. Flucht:

Wenn wir Flucht als Verhaltensweise in Situationen wählen, in denen wir getriggert werden, dann gehen wir innerlich oder äußerlich aus der uns belastenden Situation weg und lassen denjenigen, der uns getriggert hat, einfach stehen. Das erscheint vielleicht für uns die einfachste Lösung, ist aber für die betreffenden Mitmenschen völlig unannehmbar, weil sie unser Verhalten, das durch eine in unserer Vergangenheit entstandene EMOTIONALE BELASTUNG verursacht wurde, nicht verstehen können.

Außerdem haben wir durch dieses Verhalten die EMOTIONALE LADUNG dessen, was uns getriggert hat, in keiner Weise verringert. Das, was uns belastet hat, bleibt also völlig ungelöst. Daher ist die Flucht keine gute Lösung!

Zu 2. Angriff:

Wenn wir in der Situation, in der wir getriggert werden, aufgrund der EMOTIONALEN BELASTUNG in Angriff gehen und gegenüber demjenigen, der uns getriggert hat, mit Vorwürfen oder verletzenden Äußerungen oder Taten reagieren, dann setzen wir uns selbst ins Unrecht, weil auch hier unsere Mitmenschen ja von unseren Belastungen in unserer Vergangenheit keine Ahnung haben und daher unser verletzendes Verhalten überhaupt nicht verstehen können. Wir können den alten Erfahrungssatz hier bestätigt sehen: „Verletzte Menschen verletzen Menschen“

Auch bei diesem Verhalten bleibt die EMOTIONALE LADUNG dessen, was uns triggert, in voller Höhe erhalten. Also Angriff ist auch keine gute Lösung.

Zu 3. Totstellen:

Wenn wir uns in dieser Situation totstellen und so tun, als sei einfach nichts passiert und uns so verhalten, als sei alles o. k., dann betrügen wir uns selbst. Wir haben dann unsere eigene EMOTIONALE BELASTUNG ignoriert und uns eine Maske aufgesetzt und uns vielleicht sogar mit „keep smiling“ getarnt. Das tut uns nicht gut und wir fühlen uns in der Tiefe weiterhin als Opfer.  Also auch das ist keine gute Lösung.

Also, was ist die Alternative?

Die Alternative ist etwas völlig Neues, etwas, das die meisten Menschen bisher nicht gelernt haben.

Voraussetzung für dieses alternative Verhalten ist, dass wir in den entsprechenden Situationen überhaupt bewusst wahrnehmen, dass wir getriggert werden und dass eine EMOTIONALE LADUNG aus der Vergangenheit nach Auflösung verlangt. Das gelingt uns nur, wenn wir nach innen fühlen und diese EMOTIONALE BELASTUNG deutlich wahrnehmen.

Das rein kognitive Wissen über die alternativen Verhaltensweisen wird wohl in der Regel nicht ausreichen, diese Verhaltensweisen so zu verinnerlichen, dass wir sie spontan in entsprechenden Alltagssituationen anwenden können.

Am besten lernen und verinnerlichen wir diese Alternative z. B. durch Wahrnehmungsübungen und durch Einübung des alternativen Verhaltens in einer Meditation, um das alternative Verhalten tiefer in unserem Unterbewusstsein zu verankern.

Vielleicht gelingt uns dennoch das alternative Verhalten anfangs im Alltag noch nicht, weil wir dort oft ganz spontan und wenig bewusst handeln. Aber wir können uns im Nachhinein aus jeder Situation, in der uns das alternative Verhalten noch nicht gelingt, durch Reflexion unser Verhalten bewusst machen und daraus lernen!

Im Alltag ist oft eine kurze Zeitspanne von vielleicht wenigen Sekunden notwendig, in der er wir uns auf unser inneres Wahrnehmen konzentrieren und einen inneren Dialog führen, den wir – wie gesagt – in der Meditation einüben und verinnerlichen können.

Dieser Dialog könnte folgendermaßen lauten:

„Auch wenn mein Gegenüber sich so geäußert oder verhalten hat, dass ich mich plötzlich so schlecht fühle, liebe ich mich und akzeptiere mich auch mit diesem Unwohl-Gefühl, so wie ich bin!“

Dann stelle ich mir vor, dass diese LIEBE in mein „Unwohl-Gefühl“ hineinfließt und es auflöst!

Vielleicht gelingt es mir sogar diesen magischen Schlüsselsatz, der die alte EMOTIONALE LADUNG aus der Vergangenheit auflöst, wie folgt etwas kürzer zu wiederholen:

„Ich liebe und akzeptiere mich auch mit diesem „Unwohl-Gefühl“, so wie ich bin“

Wenn ich diesen magischen Schlüsselsatz in mehreren Situationen erfolgreich angewendet habe, dann kann ich im nächsten Schritt meine innere Befindlichkeit vielleicht etwas differenzierter wahrnehmen:

Wird durch das, was mich triggert, innerlich in mir das Gefühl

einer ANGST ausgelöst,

oder einer WUT,

oder einer TRAUER,

oder einer SCHAM,

oder einer SCHULD,

oder eines SCHMERZES,

oder einer SCHOCKSTARRE?

Wenn ich diese verdrängten Gefühle so differenziert wahrnehmen kann, dann kann ich den magischen Schlüsselsatz noch präzisieren, indem ich das entsprechende Gefühl beim Namen nenne und z. B. folgende Worte innerlich spreche:

„Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, auch mit diesem in mir ausgelösten ANGSTGEFÜHL“,

oder:

„Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, auch mit diesem in mir ausgelösten WUTGEFÜHL“,

oder:

„Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, auch mit diesem in mir ausgelösten TRAUERGEFÜHL“

und so weiter.

Warum funktionieren diese magischen Schlüsselsätze und lösen die emotionalen Ladungen in mir auf?

Weil ich jetzt endlich diese verdrängten Gefühle in mir wahrnehme. Durch Verdrängen habe ich ja in der Vergangenheit deren Existenz verleugnet, obwohl sie ja WAHRLICH vorhanden waren. In der Gegenwart kann ich sie daher jetzt im eigentlichen Sinne WAHR nehmen und in LIEBE annehmen.

Das bedeutet, dass ich beginne,

mich selbst zu lieben auch mit all dem, was ich früher geglaubt hatte, es sei unannehmbar!

Das verdrängte Unannehmbare bedingungslos anzunehmen und zu lieben, das ist der innere Heilungsprozess, der mich immer zu einer befreienden Lösung führt.

 

 

 

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